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GASMARKT
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 Perspektiven für Österreich und Europa


       EU: Angst vor Abhängigkeit                       Zukünftige Pipelineprojekte
 Nachdem der Verbrauch von Erdgas in den letzten Jahren gesunken ist, steigt die Nachfrage      Anfang Februar 2016 präsentierte Brüssel einen Plan, der die Ener-     Der Politologe Pollak ist wenig optimistisch in Bezug auf LNG,
 nun wieder: sowohl in Österreich als auch in der Europäischen Union. Die EU prognostiziert einen   gieversorgung nachhaltig und die EU unabhängiger von Russlands   „auch wenn es heute preislich als interessante Alternative zu piped
 weiteren Zuwachs. Zu klären bleibt, wie der steigende Gaskonsum abgedeckt werden kann.  Energie machen soll: EU-Energiekommissar Miguel Arias Cañete er-  gas erscheint“. Es fehlen seiner Meinung nach die Transportkapazi-
       klärte in einer Aussendung, „dass wir noch viel zu anfällig für größere   täten, sowohl die Schiffe als auch eine vom Westen in den Osten
       Störungen der Gasversorgung sind“. Das hätten die Gaskrisen von 2006   verlaufende Infrastruktur. Ebenfalls skeptisch betrachtet der Experte
 Der heimische Gaskonsum hat in den vergangenen Jahren eine wahre  Ende  Februar 2016 gegenüber  dem  deutschen  Handelsblatt.  Sein   und 2009, aber auch der Stresstest 2014 gezeigt. Die EU-Kommission   Schiefergas aus den USA, das nur „eine begrenzte Rolle“ in Europas
 Achterbahnfahrt erlebt: 2014 haben österreichische Haushalte mit   Ziel: innerhalb von zehn Jahren einen Marktanteil von zehn Prozent   verlange daher mehr Solidarität bei der Gasversorgung und Einblick   zukünftigem Energiemix spielen wird. Es bleibt indes viel zu tun: Es
 sieben Milliarden Kubikmeter so wenig Gas verbraucht, wie zuletzt   am deutschen Gasmarkt. Zum Vergleich: Zehn Prozent in Deutsch-  in Gaslieferverträge. Der Vizepräsident der Europäischen Kommission   fehle laut Pollak an  einer geeigneten Strategie  für den südlichen
 vor 20 Jahren. Der Rückgang lag vor allem an einem vergleichsweise   land entspricht dem österreichischen Gasverbrauch.  Maroš Šefcˇovicˇ�fordert einen Neustart der Debatte über die umstrit-  Korridor, zudem brauche es viel schnellere Bauzeiten bei Pipeline-
 warmen Winter. Vergangenes Jahr änderte sich dieser Trend wieder:   tene Nord-Stream-2-Pipeline. Die verschiedenen Parteien müssten   projekten. Diese liegen momentan bei rund elf Jahren. Im europäi-
 2015 nahm die Nachfrage nach Erdgas um 7,1 Prozent zu. Die Ös-  OMV-Deal mit Gazprom  gemeinsam eine „möglichst vernünftige und günstige Lösung fi nden",   schen Gasnetz gibt es „massive Lücken in Rumänien und Bulgarien,
 terreicher verbrauchten rund 7,5 Milliarden Kubikmeter Gas. Haupt-     Anfang April 2016 hat die OMV mit der russischen Gazprom   sagte Šefcˇovicˇ im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung   die endlich geschlossen werden müssen. TANAP/TAP sind die einzigen
 grund dafür war der wieder vermehrte Einsatz von Gaskraftwerken.  einen Deal ausgehandelt: Im Gegenzug für die OMV-Beteiligung   (FAZ). Nord Stream 2 würde die Kapazitäten der bisherigen Nord-  viablen Projekte im Süden“, sagt Pollak: „Nord Stream 3/4 wird, sofern
 Auf europäischer Ebene lässt sich eine ähnliche Entwicklung beob-  an sibirischen Gasfeldern will Gazprom sich an der Ölförderung der   Stream-Pipeline zwischen Russland und Deutschland verdoppeln.   eine Prüfung ergibt, dass alle europäischen Vorschriften eingehalten
 achten. Nachdem der Gaskonsum in Europa in den vergangenen   OMV in der Nordsee beteiligen. Das Ausmaß der russischen Beteili-  Šefcˇovicˇ spricht von einem „eher politisch als wirtschaftlich motivier-  werden, die nördlichen Spotmärkte bedienen und auch Auswirkun-
 Jahren vor allem auch durch die stagnierende Konjunktur gesunken   gung an der dort tätigen OMV-Tochter wird von der Bewertung der   ten Projekt“. Šefcˇovicˇ: „Der Bau der Pipeline würde die Gasversorgung   gen auf Zentraleuropa haben. Southstream/ Turkstream scheinen im
 ist, wächst der Verbrauch seit 2014 wieder. Zurzeit umfasst die Gas-  OMV-Assets in der Nordsee abhängen. Das Geschäft soll noch dieses   Europas grundlegend verändern. 80 Prozent des aus Russland im-  Augenblick tot zu sein. Aber im Kreml scheint oftmals die politische
 nachfrage der Europäischen Union (EU) rund 400 Milliarden Kubik-  Jahr abgeschlossen werden. „Die seit 48 Jahren laufende Partner-  portierten Gases würde über eine einzige Route fl ießen." Das könne   Unvernunft über die ökonomische Vernunft zu gewinnen.“
 meter jährlich. Nach Prognosen der europäischen Kommission dürfte   schaft mit Gazprom hat eine sehr solide wirtschaftliche Grundlage.   nicht im Sinne der Versorgungssicherheit der EU sein. Das von der
 der Gasverbrauch stabil bleiben und sogar ansteigen. Die Kommissi-  Die unterzeichneten Dokumente sind ein wichtiger Meilenstein für   Kommission vorgelegte Paket setzt vor allem auf die Erhöhung der
 on schätzt den jährlichen Gasverbrauch in der Gemeinschaft in den   die künftig noch intensivere Zusammenarbeit“, sagt Seele in einer   Gasspeicherung mithilfe von verfl üssigtem Erdgas (LNG).
 kommenden Jahren auf 410 bis 420 Milliarden Kubikmeter Erdgas.   Aussendung der OMV. Für das Unternehmen hätte der Einstieg der
 Der Nachteil ist: Die Eigenproduktion der EU sinkt. Weniger als die   Russen den Vorteil, dass Gazprom auch einen Teil der in Norwegen
 Hälfte des Gasbedarfs der EU wird derzeit durch heimische Förde-  notwendigen Investitionen von mehr als einer Milliarde Euro über-
 rung gedeckt. Experten erwarten bis 2030 eine weitere Verringerung   nehmen würde. Gazprom soll jedoch keine österreichischen OMV-
 der europäischen Gasproduktion um 40 Prozent.   Assets bekommen.
 Steigende Gasimporte  Player Russland
    Die Folge des Rückgangs der europäischen Gasförderung: Die      Univ.-Doz. Dr. Johannes Pollak, der am Institut für Höhe-
 Importzahlen steigen. Derzeit werden rund zwei Drittel des Gaskon-  re Studien sowie an der Webster University forscht und lehrt,   So entstehen Preise für Erdgas  EAA-Beschaffungsstrategie für Gas
 sums der Europäischen Union importiert. Und zwar hauptsächlich   sieht Russland weiterhin als wichtigen Player: „Ohne Russland   Erdgas wird ebenso wie Erdöl und andere Energie-  Kern der EAA Beschaffungstrategie ist der rollierende
 aus Russland (39 Prozent), gefolgt von Norwegen (30 Prozent) und   ist das Ziel der Energiesicherheit für Europa nur schwer zu errei-  träger an Börsen gehandelt. Dort bestimmen Angebot   Einkauf von Jahresprodukten, bis zu zwei Jahre im Voraus.
 Algerien (13 Prozent). Österreich bezieht sogar bis zu 60 Prozent der   chen“,  so  der  Politologe:  „Norwegisches  Gas  wird  aufgrund  von   und Nachfrage die Preise. Allerdings gibt es im Gegen-  Bei der Gasbeschaffung ist es auf Grund aktueller Preis-
 Gasimporte aus Russland. Von den europaweiten Gaseinfuhren ent-  schwierigen Förderbedingungen teurer, Großbritannien und die   satz zu Erdöl keinen weltweit einheitlichen Gaspreis. Als   und Versorgungsrisiken quer durch Europa üblich, auf eine
 fallen derzeit 90 Prozent auf Erdgas und der Rest auf LNG.   Niederlande fördern immer weniger, Nordafrika ist aufgrund der   Folge gibt es viele verschiedene Preise für Erdgas, die je-  langfristige Durchmischung verschiedener Einkaufszeitpunkte
 steigenden heimischen Nachfrage und politischer Unruhen kein   weils  für  bestimmte  Regionen der  Welt  gelten.  Ursache   zu setzen. Der bestehende und international übliche Mix aus
 OMV blickt nach Deutschland  stabiler Lieferant für größere Erdgasmengen.“ Die EU-Staaten er-  dafür sind unterschiedliche Förder- und Transportkosten.   Langfrist- und  Kurzfrist-Gasbeschaffungsverträgen dient der
    Eine Doppelstrategie in Sachen Gas fährt die österreichische   halten im Durchschnitt mehr als ein Drittel ihres Gasbedarfs von   Während das fl üssige Erdöl mit Tankschiffen, Zügen und   Absicherung der Versorgungssicherheit und der Glättung von
 OMV. Einerseits hat der Konzern Kapazitäten am Flüssiggashafen   Gazprom, dem führenden russischen Gaskonzern. Das Unterneh-  Lastkraftwagen  befördert  werden  kann,  ist  der  Transport   Preisschwankungen. Für die EAA als verantwortungsvollen
 Rotterdam gebucht. Andererseits bezieht er Gas aus Russland und   men hat 2015 knapp 159 Milliarden Kubikmeter Gas nach Euro-  von Gas technisch anspruchsvoller und mit hohen Erstin-  Erdgaslieferanten hat eine langfristige Beschaffungsstrate-
 will über die Beteiligung an der geplanten Nord Stream 2 noch mehr   pa exportiert, um acht Prozent mehr als im Jahr davor. Der Vor-  vestitionen verbunden. Deshalb wird Erdgas meist in   gie Vorrang. Risikoaffi nen Zielgruppen bietet die EAA bör-
 Gas nach Mitteleuropa bringen. „Als ersten Schritt werden wir im   teil von russischem Gas ist: Die Förderkosten sind vergleichsweise  der Nähe der Förderung oder entlang einer Pipeline   sengebundene Erdgas-Float-Produkte an.
 Sommer nach Deutschland expandieren. Schon jetzt leiten wir unser   niedrig. Die US-Schiefergasunternehmen hingegen können kaum   verbraucht.
 Gas aus Norwegen oder Rotterdam durch den größten Markt Europas,   unter zehn Euro pro Megawattstunde produzieren. Hinzu kommt:
 nämlich Deutschland, ohne ihn zu nutzen. Das werde ich schnellst-  Viele haben nicht einmal Pipelines zu den wichtigen Gashäfen an
 möglich ändern", sagte OMV-Vorstandsvorsitzender Dr.  Rainer Seele  der US-Ostküste.


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