Die angespannte Lage an den Gasmärkten hat weiterhin auch erhebliche Auswirkungen auf den Strommarkt. Unternehmen, die noch nicht ausreichende Energiemengen für das kommende Jahr eingekauft haben und in den letzten Wochen zukaufen mussten, wurden mit neuen Rekordpreisen an den Großhandelsmärkten konfrontiert. So schoss der Base-Kontrakt Phelix DE Future für das Kalenderjahr 2023 an der Energiebörse EEX in Leipzig am 23. Juni auf 260 Euro pro MWh. In den letzten beiden Wochen erreichten die Preise fast täglich neue Höchstwerte, um dann bis Freitag 8. Juli mit 369 Euro pro MWh einen neuen vorläufigen Höchststand zu erreichen. Die Preisrallye zeigt, dass die "Gaskrise" auch erhebliche Auswirkungen auf den Strommarkt hat.
Zuletzt - am 8. Juli - kostete Gas für das Kalenderjahr 2023 am Trading Hub Europe (THE) 149 Euro pro MWh. Zum Vergleich: Kurz vor Kriegsbeginn in der Ukraine war Gas am Handelspunkt TTF für den entsprechenden Zeitraum noch weniger als halb so teuer gewesen. Allein in der vergangenen Woche ging der Cal-23-Preis um mehr als ein Viertel nach oben. Je mehr Gaskraftwerke einspringen müssen, um Strom zu produzieren, desto mehr schlagen die in schwindelerregende Höhen gestiegenen Gaspreise auch beim Strompreis durch – und das längst nicht mehr nur am kurzen Ende der Terminkurve. Die Befürchtungen, dass Russland die routinemäßigen Wartungsarbeiten an der Nord Stream Pipeline ab 11. Juli zum Anlass nehmen könnte, alle Gaslieferungen durch Nord Stream 1 zu stoppen, befeuert die Gaspreise weiter.
Entwicklung der Energiepreise absolut
© EnergieAllianz Austria (EAA)
Entwicklung der Energiepreise relativ
© EnergieAllianz Austria (EAA)
Große Erneuerbaren-Lücke
Zusätzliche Impulse bekam die Preisrallye der letzten beiden Wochen zudem vom schwachen Windstromertrag in Deutschland. Windkraftanlagen steuerten zuletzt gerade einmal 13 Prozent zum deutschen Strommix bei. Wie groß die Erneuerbaren-Lücke mitunter war, zeigt sich daran, wie viele Erdgaskraftwerke trotz extrem hoher Produktionskosten einsprangen und Strom produzierten. Ihr Anteil am Strommix in Deutschland der abgelaufenen Woche bis Freitagnachmittag: 14 Prozent – ein außerordentlich hoher Wert für diese Jahreszeit.
Österreich reaktiviert Kohlekraftwerk
Österreich wie auch andere europäische Länder setzen auf einen temporären Brennstoffwechsel hin zu Kohle. So kündigte die österreichische Bundesregierung an, das 2020 vom Netz genommene Kohlekraftwerk in Mellach (Steiermark) zu reaktivieren. Steinkohle verursacht bei der Stromproduktion in etwa doppelt so viele CO2-Emissionen wie Gas.
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