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WINDKRAFT-SPECIAL:




                                      WAS PASSIERT NACH DER FÖRDERUNG?




                                       Nach zwei Boomphasen bei der Errichtung von Windkraftanlagen
                                       fallen nach 13 Jahren immer mehr Windkraftwerke aus der staatlichen
                                       Förderperiode. Die Experten der EAA-Gruppe übernehmen für immer
                                       mehr Anlagen die Vermarktung.






            In Österreich gibt es 1.119 Windkraftanlagen (siehe Kasten), die etwa   lenartig auf die schwierige Situation vieler Anlagenbetreiber hin. Denn
            8,5 Prozent der heimischen Stromproduktion ausmachen. Haupt-  das derzeitige Geschäftsmodell der meisten Betreiber basiert auf För-
            treiber dieser Entwicklung war die öffentliche Hand, die den Ausbau   derungen. Ohne Subventionen seien die Windräder nicht mehr renta-
            mit vielen Milliarden Euro gefördert hat. Zur Veranschaulichung:    bel, daher werde abgeschaltet und es fände auch kein weiterer Ausbau
            Allein 2016 betrug das Budget für die Ökostromförderung eine   von Windparks statt, so der Tenor der Betreiber. Der Gesetzgeber will
            knappe Milliarde Euro. Doch damit könnte bald Schluss sein: Auch   mit der nächsten Novelle zum Ökostromgesetz das Fördervolumen für
            wenn die bevorstehende Ökostromnovelle nicht wie geplant umge-  Ökostrom in den kommenden Jahren insgesamt nachhaltig reduzie-
            setzt wird, früher oder später dürfte Österreich dem bisherigen Tarif-   ren und damit denselben Weg einschlagen, wie es der Entwurf zum
            system den Rücken kehren. Der Gesetzgeber plant eine radikale Um-  EU-Energiepaket vorsieht.
            stellung, da das bisherige Fördersystem, so die Argumentation, keinen
            Technologiefortschritt gebracht hätte. Mit einer großen Ökostrom-   230 baureife Windkraftanlagen
            novelle soll von der jetzigen Subvention via Stromtarif auf eine Förde-  in Warteposition
            rung der Effizienz und der Investitionen umgestellt werden, um so den      Die Abwicklungsstelle für Ökostrom AG (OeMAG) ist die Dreh-
            Schritt zur Marktreife bei der Ökostromerzeugung voranzubringen.   scheibe und tonangebende Institution der österreichischen Ökostrom-
                                                              industrie. Sie ist von der Regierung mit dem Ökostrombudget aus-
               Die Windbranche hat in Europa Respektables geleistet. Nach 15   gestattet. Seit der Gründung im Jahr 2006 verwaltet die OeMAG den
            Jahren massiver staatlicher Förderungen der Ökostromkraftwerke in   Fördertopf, legt die Höhe der Ökostromförderung und den Verteil-
            Europa wurde der Anteil erneuerbarer Energieträger am Stromver-  schlüssel fest und überprüft Anträge von Neu-Anlagen. Aktuell war-
            brauch der EU von 8,3 Prozent im Jahr 2004 auf 15 Prozent erhöht.   ten rund 230 Windkraftanlagen auf Genehmigung. Der Ökostromaus-
            Die 2001 in Kraft getretene EU-Richtlinie zur Förderung der Stromer-  bau stagniert aktuell. Während zwischen 2012 und 2014 exakt 228
            zeugung  aus  erneuerbaren  Energiequellen  hat  heimische  Energie-  Windkraftanlagen mit einem Fördervertrag ausgestattet wurden, wa-
            erzeuger zum Umdenken bewegt: Weg von fossiler Energie, hin zu   ren es zwischen 2014 und Herbst 2016 nur noch 32 Anlagen, denen
            Wind- und Wasserkraft. In Österreich regelt das Ökostromgesetz die   die Mittel zugesagt wurden. Ande re bereits bewilligte und baureife
            Förderung von erneuerbaren Energien zur Stromerzeugung. Es sieht   Windkraftanlagen warten auf grünes Licht von der Förderstelle.
            vor, dass Kraftwerke, die Strom aus erneuerbaren Energiequellen er-
            zeugen, mittels Einspeisetarifen gefördert werden können. Allerdings   Neue Perspektiven für
            haben sich die Rahmenbedingungen für die Anleger und Betreiber von   Windkraftanlagen ohne Förderung
            Windkraftanlagen im Laufe der Jahre immer wieder verändert – mal      Die Förderung von erneuerbaren Energien ist im Ökostromge-
            ins Positive, ein andermal ins Negative.          setz von 2012 geregelt und legt fest, dass staatliche Förderungen für
                                                              Windkraftanlagen nach 13 Jahren auslaufen. Windkraftbetreiber, die
            Euphorie und Katerstimmung                        dieses Schicksal erleiden, müssen ihren erzeugten Strom selbst auf
               So herrschte von 2003 bis 2006 und von 2012 bis 2014 Gold-  dem freien Markt verkaufen. Aufgrund der aktuell niedrigen Strom-
            gräberstimmung mit zum Teil sehr hohen Ausbauquoten. 2014 wurde   preise bleibt kaum Geld für Instandhaltung und Wartung. Sobald Re-
            der Zenit aufgrund der niedrigen Strompreise und durch steigende   paraturen anfallen, kann das Windrad zum finanziellen Fiasko werden.
            Ausgleichsenergiekosten überschritten. Seit nunmehr zwei Jahren   Daher wird die Vermarktung der Energie von Windkraftan lagen, die
            verweist die Interessensvertretung der Windkraftbranche gebetsmüh-  aus der Förderung fallen, in Zukunft von Marktspezialisten wie etwa


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